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Eine umfangreiche Biografie, die einen kritischen, immer aber auch um Fairness bemühten Zugang zu Leben und literarischem Werk des Nobelpreisträgers von 1972 sucht und findet.

Mit seiner neuen, quellenmäßig fundierten und umfangreichen Biografie ist dem Böll-Kenner Christian Linder (u.a. "Heinrich Böll", BA 9/86) ein großer Wurf gelungen, der auch die bislang maßgebliche Biografie Heinrich Vormwegs ("Der andere Deutsche", BA 11/00) um Längen schlägt. Linder gelingt es, deutliche Kritik gegenüber den formalen Unzulänglichkeiten und den Selbststilisierungen Heinrich Bölls zu verbinden mit dem Respekt vor den literarischen Ambitionen, dem humanen Ethos und dem politischen Mut des Literatur-Nobelpreisträgers von 1972. In einer unorthodoxen, bewusst unchronologisch gehaltenen, aber überaus lebendigen und insgesamt überzeugenden Darstellungsweise zeichnet Linder auch ein authentisches Bild des Lebensalltags der ersten 3 Nachkriegsjahrzehnte, die - neben den Kriegserlebnissen - den maßgeblichen Bezugshorizont von Bölls literarischer Gesellschaftskritik abgeben. Eine Fülle von Zitaten und Schwarz-Weiß-Abbildungen (mit vielen bislang unbekannten Bilddokumenten) beleben den Text zusätzlich. Als derzeit maßgebliche Böll-Biografie mit Nachdruck empfohlen. (2)